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ZHB

Von der Zentralbibliothek zur ZHB

Sie war das letzte Gebäude, das im Hirschmattquartier gebaut wurde, und sie ist eines der markantesten – die Zentralbibliothek Luzern. Nur schon die Vorgeschichte füllt Bücher.

Rückansicht der Zentralbibliothek (mit intakter Fassade): Das fünfgeschossige Büchermagazin trennt den Benutzerbereich von der lärmigen Hirschmattstrasse. Die abgestufte Architektur sorgt dafür, dass sich der Gebäudekomplex in die Parkanlage des Sempachergartens einfügt.

Innenansichten von 1951: Katalogsaal (links) und Lesesaal 1.

Ursprünglich wurde die Bibliothek neben der Jesuitenkirche geplant. 1949 musste ihr der historische Freienhof zwischen Theater und Jesuitenkirche weichen. Als die Bevölkerung plötzlich sah, wie die Seitenfassade der Jesuitenkirche zur Geltung kam, formierte sich massiver Widerstand gegen den Neubau. Mit einem Landabtausch einigten sich Stadt und Kanton Zürich, die (kantonale) Bibliothek im (städtischen) Sempachergarten zu bauen. Die Pläne wurden aus dem ursprünglichen Projekt weiterentwickelt.

So hätte die Zentralbibliothek neben der Jesuitenkirche ausgesehen. Die Ähnlichkeit zum heutigen Bau ist deutlich zu erkennen.

Otto Dreyer, der die Zentralbibliothek zwischen 1949 und 1951 baute, hatte im Architektenwettbewerb am ersten Standort nur den dritten Rang, nach einer Überarbeitungsrunde den zweiten Rang belegt. Sieger war Joseph Schütz aus Zürich. Aus „ökonomischen Gründen“ und ohne den Grossen Rat zu orientieren, wechselte die Regierung aber zu Otto Dreyer, was erhebliche Polemiken auslöste. Bereits am Standort neben der Jesuitenkirche überzeugte das Konzept, den Lesebereich mit einem hochgezogenen und damit lärmhemmenden Büchermagazin abzuschirmen. Am neuen Standort kam nun dazu, dass sich die abgestufte Bauweise auch eignete, den Übergang von den hohen und massiven Blockrandbauten entlang der Hirschmattstrasse zur Parkanlage im Sempachergarten (oder Englischer Garten oder Vögeligärtli) hin zu schaffen. Der Sempachergarten war in der ursprünglichen Standortwahl erst zuletzt gegen den Freienhof aus dem Rennen gefallen. Bis zum Landabtausch bestand dort ein Bauverbot.

Im neuen Stadtführer („Luzern entdecken“ von Paul Rosenkranz, 2016) wird die Zentralbibliothek als eine „architektonische Perle der Spätmoderne“ bezeichnet. Otti Gmür schreibt in seinem Architekturführer Luzern (2003) von einem Bau, der „innen wie aussen eine typisch restaurative Moderne“ dokumentiere, „feinsinnig detailliert und ausgeschmückt“.  Das Herzstück sind die Haupträume der Bibliothek, angeordnet um einen Lesegarten zwischen dem fünfgeschossigen Büchermagazin an der Hirschmattstrasse und dem dreigeschossigen Verwaltungsgebäude am Sempachergarten. Muschelkalkplatten bekleiden die Hauptfassade und den Zwischentrakt entlang der Murbachstrasse, an den Seitenwänden des Magazins und entlang der Frankenstrasse sind es Betonplatten. Die Hauptfassade wird von einem vorspringenden Eingangsrisalit mit einem schwebenden Vordach aus Aluminium beherrscht. Darüber ist ein Relief von August Blaesi angebracht. Es zeigt „Johannes, der den kündenden Visionen des Engels lauscht“.

Johannes lauscht den kündenden Visionen des Engels: Relief von August Blaesi über dem Haupteingang der Zentralbibliothek.

Seit der Eröffnung ist die Zentralbibliothek in kleinen Schritten den wachsenden Bedürfnissen angepasst worden. 1995 erfuhr sie einen grösseren Umbau, als der Lesesaal 2 eingerichtet wurde. 1999 wurde sie – im Zuge der Gründung der Universität Luzern – in Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern umbenannt. Aus der ZB wurde die ZHB.

Seit Jahren ist die ZHB sanierungsbedürftig. 2010 bewilligte der Kantonsrat einen Sanierungskredit von 19 Millionen Franken, doch das Projekt versank in politischen Machtkämpfen. Erst im Januar 2016 wurde eine Lösung gefunden, die Sanierung soll nun im Februar 2017 beginnen. Hier gibt es die Informationen über die politischen Auseinandersetzungen und den aktuellen Stand.



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