Station L − Neustadt Walking Route
Das Weisse Schloss hat geschafft, was die meisten Gaststätten nicht von sich behaupten können. Es besteht seit der Gründerzeit unter dem gleichen Namen am gleichen Ort. Und es zeigt die Tradition: Seit 1990 wird es als Jugendstil-Restaurant geführt. Nicht nur das Interieur ist im Jugendstil gehalten, auch die Bausubstanz ist intakt. Wer heute das Weisse Schloss als eine Perle aus der Gründerzeit des Hirschmattquartiers bezeichnet, übertreibt nicht.
Woher der Name stammt, ist unklar. Als das Hirschmattquartier gebaut wurde, gab es in Luzern bereits ein Weisses Schloss. 1888 war nämlich das Schlosshotel auf dem Gütsch im Märchenstil des bayrischen Neuschwanstein fertiggestellt worden. Im Volksmund hiess es das Weisse Schloss. Vielleicht bezog sich das Lokal an der Moosstrasse auf ein anderes Schloss – das Schloss Schauensee in Kriens, das 1750 in der heutigen, weissen Form entstanden war. Um 1900 war der Blick von der Moosstrasse frei auf den Pilatus und das Schloss Schauensee.
Das Gebiet südlich der Moosstrasse wurde erst später überbaut, im Wesentlichen in den Dreissigerjahren. Immer mehr entwickelten sich die Moosstrasse und der Bundesplatz zu den Dreh- und Angelpunkten im Verkehrssystem des neuen Stadtteils.
So erstaunt es, dass heute der Blick vom Weissen Schloss über die Moostrasse wieder frei ist. Mitten in einer der begehrtesten Bauzonen der Stadt Luzern liegt ein 4000 Quadratmeter grosses Grundstück brach. Es wird als Parkplatz genutzt. 1976 war auf dem Grundstück, das zum dahinterliegenden Herrenhaus Himmelrich gehört, die Garage Bühlmann abgebrannt, 1997 erlaubte die Stadt den Abbruch der übrigen Gebäude – in der Annahme, dass hier eine Überbauung entstehe. Dies geschah bis heute nicht. Warum dies nicht der Fall war und was auf dem Grundstück geschehen könnte, hat das Online-Portal Zentralplus im April 2016 aufgearbeitet („Wieso baut hier keiner?“).