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Dort, wo sich heute die Zentral- und Hochschulbibliothek und ein grosser Teil des Vögeligärtli befinden, stand bis 1899 die erste „Gasfabrik“ von Luzern. Aus Holz produzierte sie das Gas vor allem für die Stadtbeleuchtung. Als sich die Stadt vor der Jahrhundertwende in das neue Hirschmattquartier ausdehnte, war klar, dass das Gaswerk weichen musste. Es wurde an den damaligen Stadtrand nach Unterlachen verlegt.
Das Gasgeschäft war im 19. Jahrhundert eine Domäne der Deutschen. 1856 kaufte ein Ingenieur Graeser aus Hessen-Darmstadt das Areal im Vögeligärtli, um dort eine Gasfabrik zu errichten. Luzern hatte die Notwendigkeit für ein Gaswerk schon seit einiger Zeit gesehen. Bern und Genf betrieben die öffentliche und private Beleuchtung schon seit 1843 und 1844 mit Gas. In Luzern fehlte aber vorerst die private Nachfrage. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Luzern nur von 45 Öllampen erhellt.
Graeser begann mit den Arbeiten, ging aber schon bald Konkurs. Stadtrat Julius Salzmann kaufte das Areal und die halbfertige Anlage und fand 1858 mit Ludwig August Riedinger aus Augsburg einen neuen Käufer. Riedinger war ein erfahrener Ingenieur, der Gaswerke in insgesamt 25 Städten in Bayern und in 42 weiteren Städten in Europa errichtete. 1858 vollendete er die „Gasfabrik“, wie sie in Luzern genannt wurde. Sie füllte die südwestliche Ecke des Bahnareals aus, von der von Hirschmatt- und Pilatusstrasse bis zur heutigen Frohburgstrasse; das Hauptgebäude mit dem Hochkamin stand unmittelbar auf der heutigen Frankenstrasse.
Am Chilbisonntag, 10. Oktober 1858, war es so weit: Luzern wurde erstmals von Gaslaternen erleuchtet. Das Ereignis wurde mit Musik und einem Feuerwerk auf dem See gefeiert. 1860 zählte man in Luzern bereits 152 Gaslaternen, die von vier Laternenanzündern jeweils in der Abenddämmerung und im Morgengrauen bedient wurden. Auch in den Privathäusern stieg die Nachfrage. 1900 hatte sich die Zahl der öffentlichen Laternen auf 624 erhöht. Inzwischen wurden 14 Laternenanzünder beschäftigt. Bis nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Strassenbeleuchtung mit Gas betrieben, obwohl es in Luzern seit 1891 auch elektrisches Licht gab.
Schon in den ersten Betriebsjahren verarbeitete die Gasfabrik täglich 4800 Kubikmeter Holz für die Gasgewinnung. Holz erzeugt besseres Leuchtgas als Kohle. 1886 begannen private Haushaltungen, die russigen Holzherde in den Küchen durch Gasherde zu ersetzen.
Als sich dann – nach der Stilllegung der Bahnlinie auf der Pilatusstrasse – das Areal rund um das Gaswerk sehr schnell zu einem Wohngebiet entwickelte, häuften sich auch die Klagen der Anwohner. Die Gasfabrik war eine „offenkundige Unzier und Belästigung“, wie auch der Stadtrat festhielt.
Doch die Regierung hatte vorgesorgt. Vertragsgemäss erlosch die Konzession nach 36 Jahren und die Fabrik ging am 1. Januar 1895 an die Einwohnergemeinde über. Sie plante schon länger eine Verlegung. Als dann am 8. März 1899 ein paar Benzinbehälter explodierten und die Anlage in Brand geriet, beschleunigte dies den Beschluss. Das neue Gaswerk in Unterlachen nahm seinen Betrieb am 22. November 1899 auf; am 25. November 1899 wurde die Gasfabrik in der Hirschmatt stillgelegt. Es dauerte allerdings bis im Februar 1901, bis die letzten Demontagearbeiten beendet, der Platz planiert und bereit für eine Budenstadt war, die für das Eidgenössische Schützenfest vom 30. Juni bis 10. Juli 1901 aufgestellt wurde.
Für die Gaswerke hatte die Verlegung an den Stadtrand auch Nachteile. Im Februar 1900 eröffneten sie an der Theaterstrasse 3 ein Verkaufsmagazin, weil die Nachfrage nach „Auerstrümpfen“ zunahm. Um die zerbrechlichen Gasglühkörper zu kaufen, die in Laternen verwendet wurden, wollten die Einwohner nicht den Weg über die Bahnlinie hinaus unter die Füsse nehmen. 1900 begannen die nunmehr städtischen Werke, Gas auch nach Kriens zu liefern.
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