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Sammlung Rosengart

Von der Bank zum Museum

Das Gebäude der heutigen Sammlung Rosengart war bis 1999 der Sitz der Luzerner Filiale der Schweizerischen Nationalbank. Sie hatte das Haus von 1922 bis 1924 im seltenen Neu-Empire-Stil bauen lassen – nicht nur zur Freude der Luzerner Bevölkerung. Angela Rosengart zog mit ihrer Sammlung und einem Bestand von über 300 Werken der Klassischen Moderne im Jahr 2002 in den umgebauten Palazzo ein.

Die Schweizerische Nationalbank hatte seit 1908 einen Sitz in Luzern, allerdings „nur“ eingemietet im Pilatushof am Viktoriaplatz (heute „La vie en rose“). Als sie die Villa Luise an der Pilatusstrasse 10 erwarb, plante sie bewusst einen Repräsentativbau – wie an den anderen Standorten in der Schweiz. Mit dem Projekt wurde der renommierte Zürcher Architekt Hermann Herter beauftragt, der später Stadtbaumeister von Zürich wurde und dort unter anderem das Amtshaus V am Werdmühleplatz, die Turnanlage Sihlhölzli, die Badeanstalt Wollishofen sowie die Tramhaltestellen Paradeplatz und Bellevue erstellte.

An der Stelle der Nationalbank stand bis 1922 die Villa Luise (rechts die Bahnhofkuppel und der Kamin der Wäscherei des Hotels Du Lac). Die Villa Luise gehörte dem Bankier Louis Falck.

So präsentierte sich die Schalterhalle der Schweizerischen Nationalbank in Luzern bei ihrer Eröffnung im Jahre 1924.

Ungewohnt lange, nämlich fast zweieinhalb Jahre, dauerten die Bauarbeiten, entsprechend hoch waren die Kosten: 3 Millionen Franken. Der lag in der Beschaffenheit des morastigen Bodens. Der riesige Tresorbereich, der fast den ganzen Keller einnahm, kam zwei Meter unter die Grundwasserlinie zu liegen. Der gesamte Bau wurde deshalb auf eine Eisenbetonplatte gestellt, die ein weiteres Einsinken verhindert und sich auch bei Hochwasser bewährte.

Dezenter Schmuck in der Fassade: Über den Seiteneingängen sind Reliefs mit Szenen aus dem Wirtschaftsleben angebracht – aus der Landwirtschaft an der Theaterstrasse (links) und aus der Bauindustrie an der Seidenhofstrasse.

Hermann Herter beschränkte den künstlerischen Schmuck auf eine spärliche Ausgestaltung: Über dem Hauptportal prangt ein grösseres, in Sandstein gehauenes, von zwei Löwen gehaltenes Wappen, die Seitenwände sind mit dezenten Steinhauerarbeiten verziert, über den beiden Eingängen an der Seidenhofstrasse und an der Pilatusstrasse werden Darstellungen aus dem früheren Wirtschaftsleben gezeigt.

Zwei Fassadengurte unterteilen die sonst schmucklosen Fronten, eine schmale auf der Höhe des ersten Stocks und eine grosse unter dem Dachgesimse. Der ungewohnt nüchterne Baustil sorgte in Luzern für Aufregung. Er fiel nicht nur hinter die schwülstigen Fassaden der benachbarten Gebäude zurück, er weckte in Luzern auch den Verdacht, dass man gegenüber den prunkhaften Heimatstil-Bauten der Nationalbank in Zürich und Bern zurückgesetzt und nicht ernst genommen werde.

„Baigneuse“ von Hermann Haller, in der Hofecke an der Seidenhofstrasse.

Ein etwas zurückgesetztes Glanzstück ist die überlebensgrosse Bronzefigur des bekannten Zürcher Bildhauers Hermann Haller auf der Brunnenanlage in der Ecke zwischen dem Nationalbankgebäude und der Hofmauer an der Seidenhofstrasse. Sie wurde 1925 gegenüber dem Westflügel des Hotels Du Lac, dem ehemaligen Seidenhof, errichtet und stellt eine badende Frauenfigur dar („Baigneuse“). Die Brunnenanlage kostete damals 22‘000 Franken, die Bronzefigur allein 13‘000 Franken.

Ende 1999 schloss die Schweizerische Nationalbank ihren Sitz in Luzern. Sie konzentrierte ihre bisherigen zwei Zentralsitze und acht Filialen auf vier Geschäftsstellen. 2002 zog die Sammlung Rosengart in das umgebaute Bankgebäude ein.



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