< zurück zu Station N − Neustadt Walking Route
Als eine Montgolfiere in das Himmelrich stürzte Es ist eine kuriose Episode aus den letzten Jahren der Patrizierherrschaft: «Vergoldschattirte Luftkugeln», von den Patriziern zu ihrem eigenen Vergnügen verfertigt, ergötzen das Volk und verbreiten einen Hauch von Aufklärung über dem Luzerner Seebecken. 1784, ein Jahr nach dem Erstflug in Paris, steigen Montgolfieren auch in Luzern in die Lüfte. Mehrmals – bis es schiefgeht. Und mittendrin: Franz Plazid von Schumacher auf dem Dachturm seines Himmelrich-Herrenhauses.
5. Juni 1783: Joseph Michel und Jacques Etienne Montgolfier lassen in Frankreich erstmals einen Heissluftballon steigen. Es ist eine Sensation, ein Sieg der Naturwissenschaften – und eine Verheissung: War es dem Menschen nun möglich, den Luftraum zu erobern?
Darstellung des ersten Ballonflugs der Gebrüder Montgolfier am 4. Juni 1783 in Annonay in den französischen Alpen. Joseph Michel und Jacques Etienne Montgolfier stammten aus Annonay.
Es dauerte nicht lange, bis die ersten Tiere und der erste Mensch in einer Gondel aufstiegen – zunächst noch an Seilen befestigt. Jean-François Pilâtre de Rozier ging am 15. Oktober 1783 als der erste Mensch in die Geschichtsbücher ein, der von der Erde abhob; am 15. Juni 1785 war er das erste Todesopfer der Luftfahrt, als er versuchte, den Ärmelkanal in einem Ballon zu überqueren.
Der erste Flug mit drei Tieren – einem Schaf, einem Huhn und einer Ente – fand am 19. September 1783 in Versailles statt. Er war ein Spektakel.
Darstellung eines der ersten bemannten, aber noch gefesselten Aufstiege in einer Montgolfiere. Sie fand am 19. Oktober 1783 vor einer grossen Menge von Schaulustigen in der Gartenanlage der Papierfabrik Réveillon in Paris statt.
1783 verbreitete sich die Meldung aus Paris wie ein Lauffeuer in ganz Europa. Es war das Zeitalter der Aufklärung und der naturwissenschaftlichen Entdeckungen.
In der Schweiz kamen die ersten Berichte über Ballonflüge aus der Westschweiz, schon im Januar 1784 aus dem Kloster Bellaley und aus Nyon. Das erste Volksspektakel fand am 12. Februar 1784 in Solothurn statt. Christian Fabris, Stiftsprediger in Solothurn, schrieb von einem «Umarmen und Küssen, dass man Geburth, Rang, Stand und sogar alte eingerostete Feindseligkeiten darüber vergass».
Interessant ist, dass sich die Geistlichkeit für die Luftfahrt interessierte und selber den Bau von Montgolfieren vorantrieb. So war es ein Vikar aus dem Bernischen, der am 18. März 1784 für den ersten Ballonflug in Aarau sorgte. Und in St. Urban war es «Pater Konrad Guggenbühler von Luzern, dieser junge Mann von seltenem unermüdetem Geiste», so das «Luzernische Wochenblatt», der «seinen Mitbrüdern mit einem selbstverfertigten Luftballe das angenehmste Schauspiel gab». Dieses hatte bereits am 3. März 1784 stattgefunden – mit einem achteckigen Ballon, der einen Durchmesser von mehr als fünf Meter aufwies und eine «wohlangebrachte Mischung von rothen und gelben Farben zeigte … wie des Grossmogols Hauptzierde [dem Turban]».
Überhaupt gehörte Luzern zu den ersten Ständen, die «beym Andenken des glänzenden Schauspiels» frohlockten. Der erste Flug einer «aerostatischen Luftkugel» fand am 26. Februar 1784 statt. Überschwänglich berichtet das «Luzernische Wochenblatt»: «Ungewöhnlich wars zu sehen, und angenehm, vom Ufer her, wie gegen vierzig Kähne, welche vom bunten Gemische der Leuten wimmelten, in der Nähe sich durchkreuzten, und aus den Schiffen, wie auf beyden Brücken, am Hofthore und neuen Platze, in den Häusern um das Ufer, und an den Mauern der Musegg die Menge der Zuschauer, gleich als auf einem Amphitheater, dem Anfange des Auftrittes sich entgegensehnte.»
Und weiter: «Nach 4 Uhr erschien das grosse Schiff, auf dem man die Kugel zubereitete, welches von den übrigen alsogleich umschlossen wurde. Einige Schüsse machten bald die Aufmerksamkeit der Zuschauer rege, und itzt fieng die Maschine zu steigen an, mit einem angehängten Korbe, worinn eine junge Katze die Himmelfahrt anstellen musste. Ein allgemeines Zujauchzen erscholl, und sie erhob sich mit majestätischer Pracht empor, bis auf die ansehnlichste Höhe, wo sie den Pilatus- und Rigiberg unter sich zurücke liess.»
Die aerostatische Kugel entschwand über der Seeburg nach Meggen, wo sie «ein Landmann aus Schweiz» fand und in die Stadt zurückbrachte. Optimistisch äusserte sich das «Luzernische Wochenblatt» über das Schicksal der Katze, «von der man bisdahin keine Spur wahrgenommen» und die «vermutlich beym Herunterfallen noch so viele Kräfte gehabt» habe, dass sie «durch das gestrickte Gärnchen am Korbe reissaus» genommen habe.
Wie das «Luzernische Wochenblatt» weiter anmerkte, habe die «gnädige Oberkeit dem geschickten Verfertiger der Maschine noch ein Geschenk ertheilen lassen». Doch wer war der Verfertiger?
Ein konkreter Name wird nicht genannt, doch in der Berichterstattung über den zweiten Flug vom 27. April 1784 gab sich die stolze Urheberschaft zu erkennen – sieben Patrizierfamilien hatten die «sehenswürdige Luftkugel … zu ihrem Vergnügen verfertigt». Deshalb war der Berichterstatter – vermutlich Franz Plazid von Schumacher, der auf dem Turm des Himmelrich-Herrenhauses sass und den Ballonflug mit seinem Teleskop verfolgte – stolz auf die kunstvolle Verzierung der Ballonhülle: «Die wohlangebrachten vergoldtschattirten durchkreuzenden Läufe, sieben ineinandergeschlungenen Ringe, welches die Zahl der Beförderer vorstellte, alles trefflich bemalet und ausgeziert, gaben ihr das herrlichste, glänzendste Ansehen.»
Wer die sieben Patrizierfamilien waren, ist nicht bekannt. Offenbar gehörten aber die Pfyffer von Wyher nicht dazu. Franz Ludwig Pfyffer von Wyher, Erschaffer des Reliefs der Urschweiz von 1786, war 1784 eingeladen, einem Aufstieg von Joseph Michel Montgolfier und Jean-François Pilâtre de Rozier beizuwohnen. Zu seinem grossen Ärger verunmöglichte aber das schlechte Januarwetter die Reise nach Lyon. Über die Ballonversuche in Luzern spottete er: «Ich weiss nicht, wie das gelingen soll. Ich habe keine allzu gute Meinung von unseren kleinen Montgolfiers.»
Tatsächlich war nicht nur die Begeisterung, sondern auch die Skepsis gegenüber den Heissluftballonen gross; das Spektakel war – buchstäblich – ein Spiel mit dem Feuer. Bern hatte die Ballonversuche bereits im März 1784 untersagt. Zu offensichtlich war die Brandgefahr. Luzern wähnte sich in einer anderen Situation. Hier hoben die Ballone nicht über den Dächern der Stadt ab, sondern über dem Wasser – von Schiffen auf dem See.
Dennoch: Wind und Wetter waren unberechenbar. Und bereits der zweite Versuch verlief nicht nach Plan. Zwar war es «der schönste Frühlingstag, den man sich wünschen wollte», so Franz Plazid Schumacher von seiner Warte auf dem Dach des Himmelrich-Herrenhauses, doch wehte der Wind von Nordnordwest. Zunächst stieg der Ballon «ganz majestätisch und gelassen senkelrecht in die Höhe», dann bewegte er sich «gegen Süden in einer elyptischen Zirkelründe», bis er «an den Gränzen meines Landguts auf ein Hausdach in vollkommener Ründe sanft und ganz unversehrt sich niedergelassen». Von dort sei er «herabgerollet, von einigen Anwesenden des Feuers beraubet, von zugelaufenem unvorsichtigem Pöbel aber eine Strecke weit vom Hause hinweggeschleppet, und an dort befindlichem Gesträuche erst alsdann ziemlich beschädiget worden».
Weniger glimpflich verlief der dritte (und letzte) Versuch am 18. Mai 1784. Ein «unglücklicher Windstoss» erfasste den Ballon noch vor dem Start, er fing Feuer und stürzte in den See.
Der unbekannte Berichterstatter des «Luzernischen Wochenblatt» schrieb: «Wir fiengen unsre Manövers an, wie sonsten: die Maschine füllte sich sehr stark in Paar Minuten, so dass sie mit Gewalt einige gezwirnte Stricke, an denen man sie vest hielte, entzwey risse: bald darauf wollte man sie ihrem Schicksale überlassen, und da Alles bereit war, kam ein unglücklicher Windstoss, stürmte gegen sie, dass sie sich wälzte, von den Flammen der eingehängten Glutpfanne, die über 5 Schuhe [1 Schuh = 30 Zentimeter] hoch loderten, ergriffen wurde, sich flammend empor schwung, und von der Höhe von 30 Schuhe auf ihr Haupt ins Wasser stürzte.»
Schuld war nicht die Physik, sondern der Handlanger, wie sich der Berichterstatter beklagte: «Nur dieser Fall … ist … schon so vielen grossen Physikern begegnet: den auch wir noch verhindert hätten, wäre ein Handlanger bey dem Mastseile stehen geblieben, wo man alsdann durch Anspannung des Seils die Maschine vom Schwänken gesichert hätte.» Aber eben: «Was will man sich über diese Leute beklagen, da sie nicht für höhere Physik gebildet sind.»
Offenbar waren die Reaktionen heftig. Als die Regierung am 28. Mai 1784 beschloss, ein Flugverbot zu erlassen, waren die Patrizier in ihrer Ehre getroffen. «Das Übel ist geschehen; dass es aber unsrer Vaterstadt zu einer Schande gereiche, wie Einige es uns andeuten wollten, da schreye ich mit hoher Stimme dawider», wehrte sich der Berichterstatter. «Ist es eine Ehre, eine solche Maschine zu ihrer Reife gebracht zu haben, so haben wir unsrer Stadt schon Ehre gemacht.» Alles andere sei «Bosheit oder Dummheit, oder beedes miteinander».
Überall in der Schweiz wurden die Ballonversuche gestoppt – allerdings nicht lange. Bereits ein knappes Jahr später vermeldete das Wochenblatt, dass man in Solothurn «mit gnädiger Bewilligung der hohen Oberkeit … zur öffentlichen Freude und zum Bessten der Weysenknaben einen grossen Luftball aufsteigen lassen» werde. Die aerostatischen Kugeln diensten also nicht mehr dem Selbstzweck der patrizischen Belustigung, sondern dem guten Zweck der Armenunterstützung.
Vermutlich war es Franz Plazid von Schumacher (nicht sein Sohn), der Berichte über seine Beobachtungen der Montgolfieren-Flüge an das «Luzernische Wochenblatt» einsandte. Bemerkenswert ist dabei nicht nur die wissenschaftliche Art der Schilderungen, sondern auch die Beschreibung der benutzten Fernrohre. Franz Plazid von Schumacher hatte Mathematik und Optik studiert. Während seines politischen Exils in Italien konstruierte er Teleskope für den Herzog von Modena und erhielt dafür den Titel als Ingenieur-Hauptmann.
Umständlichere Beobachtung der aerostatischen Luftkugel in Luzern.
Den 26sten vorigen Monats, als an dem Tage, an welchem der Versuch mit der aerostatischen Luftkugel angestellt wurde, war der Himmel mit Wolken überzogen, und wenig Wind. Sie wurde mitten auf dem See, nicht weit von der Stadt, nach drey zu wiederholtenmalen gegebenen Loosungsschüssen dem Publikum angekündigt, bey den letztern aber prächtig in die Luft geschickt.
Ich beobachtete selbe auf dem Observatorium, so oben auf meinem Landhause, im sogenannten Himmelreiche, angelegt ist, ungefähr 1500 Schritte von dem Orte der Luftkugel gegen Süden, allwo ich mit einem vortrefflichen akromatischdolondischen* Fernrohre von 5 Schuhe lang und 3 Zoll Oeffnung des Objektivglases, mit Anbringung eines im Radio 2 Schuhe haltenden Quadranten, mit aller Bequemlichkeit den Anfang und das Ende sehen konnte, und bis selbe hinter einem Hügel unweit des Dorfs Meggen gegen Osten unsichtbar wurde, mir niemals aus dem Fernglas entwiche.
Ich hatte eine Meridianlinie gezogen, welche mit einer Parallellinie von dem Observatorium an bis an den Zeitthurm der Kollegialkirche mit 43 Grade, dem Horizonte nach, durchschnitten war.
Die Luftkugel wurde der Stadt gegenüber mitten auf dem See 15 Grade 27“ gegen Osten, nach meinem Gesichtspunkte, gestellet, und um 4 Uhr 47 Minuten, nachdem selbe angefüllt und aufgeblasen war, erhob sie sich majestätisch in die Höhe; anfangs etwas der Stadt zu, gegen Westen, allein nach 22 Gradenerhöhung, ohne Zweifel durch eine im obern Luftkreise herrschende Luft, zog sie sich ziemlich schnell gegen Osten dem See nach, bis selbe in eine Azimuthalweite von 28 ¼ Grad, von meiner Parallellinie in der höchsten Entfernung von 29 Grade 34 Minuten, eine Bogenlinie durchwanderte, in ungefähr 3 Minuten Zeit. Nachdem nun selbe sich allezeit durch die Luft vorwärts gegen Osten bogenweise nidsich gelassen, bis auf 43 Grade 18 Minuten Azimuth, so merkte ich gar bald, dass sie nach und nach ihre Ründe verloren und Runzeln bekommen hatte, indem sie anfieng sich stark waagerecht zu wälzen, jedoch erblickte ich, dass das Feuer noch allezeit glimmte, da sie schon hinter einem Walde, der sich auf einem Hügel gegen dem Dorfe Meggen in der Horizontalhöhe von 1 Grad 17“ emporhebet, zu verschwinden begann, ohne jemals in ihrem ganzen Laufe von 8 Minuten 45 Sekunden sich gedrehet zu haben; ich habe auch deutlich gesehen, dass die in dem unterhängenden Korbe mit einem Garne eingeschlossene Katze bis zur gänzlichen Verschwindung sowohl ihren Kopf als vordere Pfoten in die Höhe gehoben.
Nun meiner Ausrechnung gemäss scheinet es, dass die grösste Höhe der Luftkugel von obigen 29 Graden 34 Minuten wohl 270 Ruthen oder ungefähr 2000 Schuhe möge ausgetragen haben; und wenn man in diesen wenigen Minuten die Reise, so sie in der Bogenründung gemacht, ausmessen wollte, bis sie die Erde erlangt, es gegen 5 Stunden gemeinen Wegs ausmachen würde.
Allein um einen solchen Verbalprozess richtiger zu entwerfen, hätte ich wünschen mögen, dass ein zweyter Beobachter auf der andern Seite meiner Parallellinie bey dem Hofthurme gewesen wäre, um den Dreyangel desto sicherer zu entwerfen, und damit bestimmtere Umstände einzuholen.
* akromatisch (= achromatisch): korrigierendes Linsensystem; dolondisch (=dollondisch): nach John Dollond, Entwickler und Hersteller von achromatischen Linsen und Teleskopbauer.
Umständliche Beobachtung des aerostatischen Ballons zu Luzern.
Dienstag den 27sten April wurde unter Publikum zum zweytenmale mit einer sehenswürdigen Luftkugel auf dem See erfreuet, welche von einigen Patriziern zu ihrem Vergnügen verfertigt, und wegen dem wohlgelungenen Versuche und der schönen Arbeit von zahlreichen einheimischen und fremden Zusehern mit wiederholtem Vivatrufen und Händeklatschen beehret worden. Ich machte meine Beobachtung abermal ganz genau auf meinem Observatorium im Himmelreiche, und wählte mir den hiesigen Feldmesser Hess, einen auch in dergleichen Dingen bewanderten Liebhaber, dazu, der seinen Standpunkt auf einem über den See gegen Norden hinter der Stadt gelegenen Orte, eine gute Viertelstunde von mir (Lin. rect.), entfernt hatte, so, dass unsre beyden Standorte nach gezogener Mittagslinie durch eine Parallel von Norden gegen Osten mit 19 Grade 35‘ durchschnitten wurde.
Der schönste Frühlingstag, den man sich wünschen wollte, gab dem ganzen Auftritte ein neues Leben, indem kein Wölkchen am Himmel zu sehen war, und die Luft sehr sanft zwischen Nordnordwest herwehte. Das grosse Schiff, auf welchem der Ballon sich befand, und das mit verschiedenen Flaggen an hohen Masten ausgeziert war, stosste in Begleitung eines andern, auf welchem sich eine angenehme Musik hören liess, nach gegebenen wiederholten Loosungsschüssen um 2 Uhr 21 Min. vom Lande, und langte mit etwa 80 auf der See sich befindenden Nachen der Stadt gegenüber an, beyläufig um 2 Uhr 36 Minuten; von unsrer Parallel 16 Grade 32“ nach meinem Gesichtspunkte, und etwann 1600 Schritte von meinem Standorte entfernt. Nun wurde der Ballon von den Herren Dilettanten mit feuriger Luft gefüllt, und derselbe erhob sich um 3 Uhr 13 Min. mit Wünschen und einem weitertönenden Freudengeschreye von vielen tausend Zuschauern begleitet. Der stieg ungefähr 8 Min. ganz majestätisch und gelassen senkelrecht in die Höhe, ohne merklichscheinende Abweichung, bis auf seine höchste Entfernung von 19 Grade 37‘ 6“, wo er fast 2 ½ Min. unbeweglich stund, und nach genauer Beobachtung und ausgerechnetem Triangel von beyden Seiten, auch in meinem Teleskope applizirten Branderischen Glasskala, fand ich die Höhe von 1472 Schuhe. Itzt bewegte der Ballon sich wieder gegen Süden in einer elyptischen Zirkelründe, bis selber von der Luft vorwärts getrieben, ungefähr eine Viertelstunde von seinem Aufsteigen entfernet, um 3 Uhr 29 Min. an den Gränzen meines Landguts auf ein Hausdach in vollkommener Ründe sanft und ganz unversehrt sich niedergelassen, und nachdem er von da herabgerollet, von einigen Anwesenden des Feuers beraubet, von zugelaufenem unvorsichtigem Pöbel aber eine Strecke weit vom Hause hinweggeschleppet, und an dort befindlichem Gesträuche erst alsdann ziemlich beschädiget worden ist. Es hat hiemit der Ballon die Zuschauer 16 ganze Minuten so ziemlich nahe, vom Anfange bis zum Ende, belustigt. Er war ein spheroidischer Körper, aus 12 Fuseaux [Spindeln, wohl Streifen] zusammengesetzt, und hielt aufgeblasen 26 Schuhe 2 Zolle in der Höhe, und 20 Schuhe im Durchmesser: unten daran war ein etwas verdruckter Hals angebracht, dessen unterste Oeffnung 5 Schuhe im Durchmesser betrug: er enthielt 6280 Kubikschuhe, wenn nun 3 Pfund auf 100 Schuhe gerechnet werden, so konnte er in allem 188 Pfund 10 Loth leicht Gewicht tragen: die Maschine selbst war 69 Pfund 6 Loth: der Rechaud sammt dem Reife 4 Pfund 16 Loth: die brennbare Materie 12 Pfund 12 Loth: die angehängte Gallerie 25 Pfund 24 Loth: also in allem 111 Pfund 26 Loth; wenn dieses von 188 Pfund 10 Loth abgezogen wird, so erhellt, dass der Maschine noch 76 Pfund 16 Loth zum Steigen übrig blieben: alles in französischem Gewichte und Maasse angenommen. Die glänzende Sonne widerstralte darinn so zierlich, dass sie aus seidenem Taffet [Taft] zusammengesetzet schien, und die wohlangebrachten vergoldtschattirten durchkreuzenden Läufe, sieben ineinandergeschlungenen Ringe, welches die Zahl der Beförderer vorstellte, alles trefflich bemalet und ausgeziert, gaben ihr das herrlichste, glänzendste Ansehen.
Ich kann mich nicht enthalten, noch ein Wort von dem überraschenden Anblicke, der auch den grössten Städten Ehre machen, und aller Orten bewundert werden würde, zu melden, nämlich, dass sowohl von der Stadt, dem See, als allen, den sanften angränzenden Hügeln ein recht bezaubernder, einem Amphitheater ähnlichen Anblick sich bildete, so dass unmöglich fällt genug Ausdrücke zu finden, selbes zu beschreiben. Häuser, Brücken, Thürme, bis unter die Dächer mit Zuschauern angefüllt, der See, auf welchem eine ganze Flotte von grossen und kleinen Schiffen war, worunter einige mit mehr als 300 Personen beladen waren, die von den benachbarten Kantonen gegen der Stadt auf ihren eigenen Nachen herunterfahrende Volksmenge, das alles um das grosse Schiff herumkreuzte, und anbey die Musik und das Donnern des Geschützes, das Händeklatschen und Jubelgeschrey, kurz, das bunte Gemische von Menschen und Farben, das alles war Entzücken, und wirklichangenehme Empfindung.